Rarität des Monats Oktober 2013
Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.
Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.
Vom 10.-15. Oktober 2013 um 19 Uhr liefen
... und freitags in die „Grüne Hölle“
DDR 1989 – 35 mm (1:1,37) – Farbe – 47 Minuten (1348 m)
Regie: Ernst Cantzler. Buch: Ernst Cantzler, Burghard Drachsel. Dramaturgie: Hubert Kaempffer. Kamera: Michael Lösche. Schnitt: Dagmar Lehnert. Ton: Uwe Haußig, Udo Cott, Ulli Fengler. Musik: Alexander Rompe.
DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Produktion: Rainer Baumert.
Projektion einer 35 mm-Filmkopie.
Feuerland
DDR 1987 – 35 mm (1:1,37) – Farbe – 29 Minuten (818 m)
Regie, Buch: Volker Koepp. Dramaturgie: Annerose Richter. Kamera: Thomas Plenert. Schnitt: Yvonne Loquens. Originalton: Stefan Edler, Eberhard Pfaff. Mischton: Henner Golz.
DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Produktion: Kerstin Lindenberg.
Projektion einer 35 mm-Filmkopie.
„Ankotzen tut mich, dassick nich rüber kann nach’n Westen“, sagt der Fan des Ost-Berliner 1. FC Union, hinter dem an der Wand mehrere Wimpel von Hertha BSC hängen.
In Ernst Cantzlers Dokumentation „... und freitags in die ‚Grüne Hölle’“ ist vieles zu sehen und zu hören, was unter der SED-Diktatur eigentlich nicht gezeigt und zu Gehör gebracht werden durfte – schon gar nicht in einem DEFA-Film. Ausgehend von einigen Anhängern des 1. FC Union gibt der Streifen einen Einblick in die Welt glühender Fußballfans, zeigt, wie manche von ihnen randalieren, zeigt kollektive Gewalt, „Volkspolizei“, die die aggressiven jungen Männer nur noch schwer unter Kontrolle oder wenigstens auseinander halten kann. Zustände, meilenweit entfernt vom stalinistischen Wunschbild einer harmonischen, ganz der Obrigkeit und deren Ideologie verpflichteten Gesellschaft – und offenkundig in der DDR der späten achtziger Jahre längst Alltag. Ansätze zu einer Gegenkultur gegen den totalitären Staat, dem mindestens Teile der Jugend augenscheinlich bereits entglitten sind.
Rückblickend betrachtet, dokumentiert „... und freitags in die ‚Grüne Hölle’“, wie sich auch in der weiterhin von alten Betonköpfen beherrschten DDR jener Zeit die Verhältnisse langsam zu liberalisieren begannen – oder wie weit damals einfach schon die Auflösung der SED-Diktatur vorangeschritten war. Einige Jahre zuvor hätte Ernst Cantzlers Film wohl kaum entstehen können, schon gar nicht so, und wenn doch, wäre er vermutlich sofort im Giftschrank gelandet. 1989 sollte er „nur“ noch möglichst versteckt und verschwiegen werden: Der Monopolverleih Progress hatte lediglich eine Kopie zur Verfügung (nach anderen Quellen zwei). Nur nachträglich und eher als Notbehelf wurde der Streifen auf das Programm des „Nationalen Dokumentarfilmfestivals der DDR“ in Neubrandenburg gesetzt.
Dezenter in seiner Kritik und generell leiser – wie man es von Volker Koepp gewohnt ist – ist „Feuerland“, der Impressionen bietet aus Geschichte und Gegenwart der Spandauer bzw. Oranienburger Vorstadt rund um die Chausseestraße, über die man auch hier Fußballfans ziehen sieht: Die Interviewten und Beobachteten erinnern sich an die nahen Nachbarviertel jenseits der Mauer, hören souverän westliche Popmusik und machen auch sonst wenig Anstalten, sich als „entwickelte sozialistische Persönlichkeit“ zu gebärden.
Unser Flyer zu diesen Raritäten. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.
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Quellen der filmographischen Angaben: Originalabspänne. Filmlängenangaben: Datenbank der DEFA-Stiftung (www.defa-stiftung.de – besucht am 23.9.2013).
Bilder: Progress-Film-Verleih.
Rarität des Monats September 2013
Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.
Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.
Vom 5.-11. September 2013 um 20 Uhr und vom 12.-15. September 2013 um 22 Uhr lief
Plastikfieber
BRD 1979/1980 – 3/4 Zoll U-matic (1:1,33) – Farbe – 74 Minuten
Regie und Buch: Helmut Wietz. Musik: Raymond Bacharach. Choreographie: Jörg Schmalz. Ton: Theo Kondring. Mischung: Engelbert Rode. Kamera: Wolfgang Knigge, Stephan Motzek. Schnitt: Margot Löhlein, Brigitte Warken. Videotechnik: Klaus Krützfeldt. Ausstattung: Rainer Fetting, Helmut Middendorf, Berthold Schepers. Kostüme: Tabea Blumenschein. Regieassistenz: Bernd Kürten. Produktionsleitung: Ulrich Ströhle. Redaktion: Martin Wiebel.
Darsteller: Romy Haag, Otto Sander, Thomas Voburka, Helmut Krauss, Emanuel Gotzmann, Jan Kauenhowen, Rene Koch, Horst Kurnitzky, Wolfgang Tumler u.a.m.
Produktion: Common Film Produktion GmbH Berlin.
Uraufführung: Samstag, 2. August 1980, 20.15 Uhr, NDR/RB/SFB/HR/WDR (gemeinsames drittes Fernsehprogramm während des Sommers).
Projektion eines digitalen Datenträgers.
Die West-Berliner Hauswartsfrau Clarissa Vornfeist träumt vom Ruhm im Showgeschäft. Vorerst jedoch erbt sie einen Schrottplatz auf dem verwilderten Gleisdreiecksgelände. Nach einer Generalüberholung durch René Koch bezaubert sie einen Imbißbudenbesitzer und Ex-Bildhauer, der sie mit Hilfe präparierter Brathähnchen in eine Plastikpuppe verwandeln und auf der Documenta ausstellen will. Helmut Wietz’ schräge Komödie entstand 1979 als Experiment im Auftrag des WDR, der testen wollte, ob Spielfilme auch kostengünstig auf Video gedreht werden könnten. In den Hauptrollen des mit diversen Musiknummern und Überraschungen gespickten Werks glänzten Romy Haag und Otto Sander. Die Kostüme entwarf Tabea Blumenschein, für die Ausstattung verantwortlich zeichneten die „Moritzplatzboys“ Rainer Fetting, Helmut Middendorf und Berthold Schepers.
Unser Flyer zu diesem Film. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.
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Quelle der filmographischen Angaben: Originalabspann, „Express“ vom 2. August 1980.
Bilder: Common Film.